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- Diplomatischer Funkdienst der DDR (1964-1989 ) -
 
 
 
         
  Willmersdorf - Mittelpunkt der diplomatischen Funkverbindungen der DDR in alle Welt :

Vor Willmersdorf:
Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1949 und der Bildung ihrer Regierung erfolgte auch die Einrichtung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten in Berlin.
Am 20. Oktober 1949 traf die Regierung der DDR auf ihrer zweiten Sitzung erste Festlegungen über die strukturelle Organisation des künftigen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) und seiner diplomatischen Vertretungen.
Zur Sicherstellung von Nachrichtenverbindungen zwischen dem MfAA und den diplomatischen Missionen der DDR in aller Welt wurde dabei auch die Einrichtung eines Diplomatischen Funkdienstes vorgesehen um unabhängige und zuverlässige Nachrichtenverbindungen dort hin zu haben.
Über Kabelwege war dies zum damaligen Zeitpunkt nur zu wenigen Ländern weltweit möglich. Auf diesem Grund wurde der Diplomatische Funkdienste des MfAA im Juni 1950 ins Leben gerufen..

Nach dem Aufbau der entsprechenden funktechnischen Einrichtungen im ersten DDR - Außenministerium in der Berliner Luisenstrasse nahe der Charité, wurde am 16. Juli 1951 der Funkverkehr zwischen dem MfAA und der diplomatischen Mission der DDR in der Volksrepublik China, Peking, aufgenommen.
Kurz darauf, am 1. August 1951, auch mit der diplomatischen Mission in der Sowjetunion, Moskau. Der Diplomatische Funkdienst hatte damals 16 Mitarbeiter, die diese Nachrichtenverbindungen ununterbrochen aufrecht erhielten.
In den Folgejahren erfolgte dann die die Aufnahme von Funkverbindungen zu allen damaligen sozialistischen Staaten in Europa. Das diplomatische Funksystem entwickelte sich schnell zum qualifiziertesten Telegrafiefunkdienst der DDR und war neben dem Seefunkdienst "Rügen Radio" der Deutschen Seereederei das einzige weltweit drahtlos arbeitende Nachrichtensystem der DDR.

Der Beruf des Telegrafiefunkers erforderte eine lange Ausbildung, deshalb wurden nur Funker eingestellt, die eine entsprechende Vorbildung, meist von Armee und Marine, besaßen. Ein Funker verdiente damals 460,00 Mark brutto und wurde, da es ja noch Lebensmittelkarten gab, in die Kategorie "Angestellte" eingeordnet,
was damals eine der untersten Zuteilungskategorien für die arbeitende Bevölkerung war.
Es gab nämlich keine Kategorie "Funker" in diesem System der Berufsgruppen für die Zuordnung von Lebensmittelkarten. Später wurden Funker unter "Artisten und Künstler" eingeordnet und erhielten Lebensmittelkarten für "Schwerstarbeiter".

Der Aufbau des Funknetzes des Diplomatischen Funkdienstes wuchs in den Jahren von 1951 bis 1960 bis auf 12 Stationen. Dafür waren 25 bis 30 Funker eingesetzt. Durch entsprechende Qualifizierung bei der Deutschen Post besaßen inzwischen alle Funker des "Großfunkzeugnis der DDR" (II. bzw. I. Klasse) und durften so den internationalen Funkdienst entsprechenden den Regeln des Internationalen Fernmeldevereins (ITU),
dem die DDR beigetreten war, durchführen. Dieses Zeugnis war übrigens das einzige DDR-Zeugnis das auch in der Bundesrepublik für eine Zulassung zum Funkdienst jederzeit anerkannt wurde.
Neben dem diplomatischen Funkdienst nutzten ab Mitte der 60er Jahre auch die Schiffe der DDR-Handelsflotte den von der Zentrale in Willmersdorf aus täglich zweimal ausgestrahlten Presseinformationsdienst des MfAA.
Die Kurzwellen-Sender dafür waren von der Deutschen Post gemietet und standen in Königs Wusterhausen und Nauen.

Das Objekt Willmersdorf wird geplant:
Mit der weiteren internationalen Anerkennung der DDR erhöhte sich die Anzahl der DDR - Vertretungen im Ausland stetig und damit auch die Anzahl der Funksende- und Empfangsstellen. Deshalb wurde beschlossen in Berlin ein neues Außenministerium zu bauen, was dann am Marx-Engels-Platz 2 (heute: Schlossplatz) von 1964 bis 1967 errichtet wurde.
Dies bedeutete aber gleichzeitig, dass auch der Diplomatische Funkdienst ein neues Empfangszentrum mit einem entsprechend größerem Antennenfeld brauchte. Die Sendeeinrichtungen des Diplomatischen Funkdienstes bei der der Deutschen Post in Königs Wusterhausen und Nauen konnten aber weiter genutzt werden.

Die Planung dieses Empfangszentrums begann im Jahre 1960 mit der Suche nach einem geeigneten Standort. Aus technischen und städtebaulichen Gründen schied eine Integrierung des Diplomatischen Funkdienstes und seiner Einrichtungen in das Gebäude des neuen Außenministeriums von vornherein aus.
Es sollte deshalb außerhalb der Großstadt entstehen um die innerstädtischen elektrischen Störfaktoren sowie räumliche Beschränkungen für Weitverkehrsantennen beim Funkempfang auszuschließen. Es sollten in seiner Dimension so konzipiert werden, dass es den Erfordernissen einer weltweiten Anerkennung der DDR als Völkerrechtssubjekt und Mitglied der Vereinten Nationen auch für die Zukunft entsprechen würde.
Die Standortsuche für die Funkempfangszentrale EWA (Empfangszentrale Willmersdorf des Außenministeriums) stieß aber gleich auf einige Probleme, denn der Süden von Berlin kam nicht in Frage, dort existierten bereits Sendeobjekte der dort stationieren Roten Armee und die Funksendestelle der Deutschen Post, Königs Wusterhausen.
In westlicher Richtung versperrte Westberlin den direkten Zugang. Weite und teure Landverbindungswege um Westberlin herum und große Umwege in der Kabelführung hätten in Kauf genommen werden müssen. Im Norden von Berlin lag das Funkamt Nauen und in Zehlendorf die Rundfunksendestationen, u.a. "Stimme der DDR", vormals der "Deutschlandsender" sowie "Radio Berlin International".
Im Osten war die Nationale Volksarmee stationiert. Es blieb also nur die nordöstliche Richtung offen, also der Kreis Bernau. Hier lag in Weesow schon die Empfangsfunkstelle des ADN, deren technische Leistungen bekannt waren. Damit war im Grunde die Orientierungsrichtung definiert.

Der technische Leiter des Diplomatischen Funkbetriebes, Rudolf Seibt machte sich auf den Weg um einen entsprechenden Standort im vorgesehenen Raum Bernau zu finden und käuflich zu erwerben. Beim Rat des Kreises Bernau trug er dem für Landwirtschaft zuständigen Mitarbeiter sein Anliegen vor. Es sollte eine Fläche gefunden werden, die landwirtschaftlich nicht genutzt wird oder eine niedrige Bodenklasse besitzt.
Nach Einsichtnahme in die Karten des Territoriums wurden ihm einige Bodenabschnitte mit niedrigem landwirtschaftlichem Nutzen genannt. Diese Flächen gehörten zur LPG Willmersdorf/Schönfeld. Auf Grundlage dieser Hinweise fuhr Rudolf Seibt nach Willmersdorf und ging ins Büro der LPG. Dort trug er dem Vorsitzenden der LPG, Herrn Heide, sein Anliegen vor. Nachdem den anwesenden LPG-Bauern erklärt worden war, worum es ging, brach zunächst allgemeine Heiterkeit aus.
Der Vorsitzende erinnerte sich dann aber, ein paar Flächen zu haben, deren frühere Besitzer bestimmt schon "verhungert" wären, wenn sie nicht rechtzeitig in die LPG eingetreten wären. Diese Flächen stellte er zur Verfügung. Rudolf Seibt nahm die angebotenen Felder in Augenschein und traf die Vorauswahl für das Territorium, auf dem die Großempfangsstelle errichtet werden sollte.

Als nächster Schritt wurde ein Gutachten des VEB Funk- und Fernmeldeanlagenbau Berlin über die technische Eignung des Geländes erarbeitet. Der FFAB hatte zu dieser Zeit bereits mehrere kleinere Anlagen dieser Art errichtet und konnte auf Erfahrungen zurückgreifen. Man kam einhellig zu der Meinung, dass diese Fläche für den Aufbau der Großfunkempfangsstelle bestens geeignet sei.
Danach wurden die erforderlichen juristischen Schritte eingeleitet, um diese Fläche in die Rechtsträgerschaft des MfAA zu überführen. Die Verhandlungen waren kompliziert und langwierig, da eine Erbengemeinschaft und auch die Kirche Eigentümer des Grund und Bodens waren. Letztlich konnten aber auch diese Probleme ausgeräumt und der Bauauftrag erteilt werden.

Mit der gebäudeteiligen Realisierung wurde ein spezielles Projektierungsbüro, der VEB Bauprojektierung Wissenschaft bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, beauftragt.
Nach Erledigung aller Vorarbeiten konnte mit der Realisierung des Bauvorhabens Großempfangsfunkstelle Willmersdorf begonnen werden. Bauaufschluss und Grundsteinlegung erfolgten 1961.

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