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-- Erprobung Beeinflussung FM 24/400 und RW-2-
 
 
 
  „ Allgemein wurde bisher nur über die Einführung der Richtfunkgeräte FM 24/400 in den Truppendienst der NVA berichtet.
Bevor es dazu kam, mussten eine Reihe von Erprobungen und Test durchlaufen werden.
Dieser Beitrag soll einen Teil dieser Test im Bereich der LSK/LV darstellen.
Auch unter Nutzung der fachlichen Darlegungen kann hier für jeden der Umfang und Aufwand derartiger Test ersichtlich werden.

Zur Vorbereitung der Einführung des Richtfunksystems FM 24/400 in die NVA
erfolgten am 14.März 1977 im Raum Strausberg - Fürstenwalde messtechnische Untersuchungen zur Ermittlung der gegenseitigen Störungsbeeinflussung zwischen Richtfunkgerät FM 24/400.
und Flugzeugfunkhöhenmesser RW-2.

Teilnehmende Kräfte und Mittel:
  • Oberstleutnant Kreye - MfNV
  • Frau Mosshammer- MfNV/ZFK
  • Herr Dr. Spitzner - MTI
  • Oberstleutnant Fröhlich - ZfN
  • Oberstleutnant Josupeit- CNF Kdo LSK/LV
  • Oberstleutnant Jürgens - Kdo LSK/LV
  • 2 Richtfunkstellen FM 24/400 ( Erprobungsmuster des VEB Kombinat Robotron).
  • 1 Flugzeug AN-2, ausgerüstet mit Flugzeugfunkhöhenmesser RW-2
  • 1 Feldstärkemessgerät Typ SMV8 mit Breitbanddipol BD1
  • 1 TF-Messplatz, bestehend aus Messgeräte MV61 und GF61

    Ziel der Untersuchung:
    Aufgabe der experimentellen Untersuchung war es, den Grad der gegenseitigen Störbeeinflussung zwischen beiden funktechnischen Mitteln festzustellen und daraus Normen für den erforderlichen frequenzmäßigen und territorialen Abstand zur Gewährleistung des gleichzeitigen störungsfreien Betriebes abzuleiten.

    Ablauf der Untersuchung:
    Zwischen den geografischen Punkten A Strausberg und B Raunsche Berge ( Fürstenwalde) wurde eine Richtfunkstrecke FM 24/400 aufgebaut..
    Entsprechend festgelegtem Flugprogramm wurde diese Richtfunkstrecke in verschiedenen Höhen und Richtungen, wie sie für den Betrieb des Flugzeugfunkhöhenmesserstypisch sind, mit dem Flugzeug AN-2 überflogen.
    Dabei wurde der Störeinfluss des Flugzeugfunkhöhenmessers RW-2 auf den Empfänger der FM 24/400 einerseits und der Einfluss des Senders FM 24/400 auf den Empfänger des RW-2 andererseits bei verschiedenem Frequenzversatz ermittelt.

    Ermittlung des Störeinflusses des RW-2 auf Empfänger FM 24/400
    Beschreibung der Richtfunkstrecke:
  • Punkt A = Strausberg/Eggersdorf... HW: 58 27 900..SW: 34 26 300... Höhe über NN : 75 Meter... Antennenhöhe 20 Meter
  • Punkt B = Rausche Berge... HW: 57 99 700...SW: 34 35 200... Höhe über NN: 140 Meter.... Antennenhöhe 20 Meter
  • Länge des Funkfeldes: 29,6 km
  • verwendete Antennen: doppelt logarithmisch-periodisch

  • für den Überflug wurden 16 Punkte in den Flughöhen 50, 100, 200, 300, 400 und 500 Meter festgelegt.
    Die sich daraus ergebenden Parameter wurdenm protokolliert.

    Messablauf:
    Für die Untersuchung des Störeinflusses wurde der Empfänger auf dem Punkt B Rausche Berge verwendet.
    Die Geräte arbeiteten im 24-Kanal-Betrieb mit einem Frequenzhub von 35 KHz und einer Bandbreite von 1,1 Mhz..
    Bei Überflug der fixierten Punkte 1-16 wurde der subjektive Störeindruck durch Abhören eines Kanals beobachtet und gleichzeitig die Veränderung des Signal-Geräusch- Verhältnisses mit TF-Band bei 50 KHz gemessen,
    die durch Störeinstrahlung des Höhenmessers RW-2 entsteht.
    Parallel wurde dazu das Maximum der Störfeldstärke bei Überflug und der etwaige Verlauf des Störspektrums gemessen.

    Messergebnisse:
    Der Betrieb der Richtfunkstrecke FM 24/400 wird durch den Flugzeugfunkhöhenmesser RW-2 beeeinflusst.
    Der Grad der Beeinflussung ist abhängig vom Frequenzabstand zwischen der Betriebsfrequenz des RW-2 und der Arbeitsfrequenz FM 24/400.
    Der RW-2 arbeitet auf einer Nennfrequenz von 444 MhZ mit einem Frequenztoleranzbereich vom plus/minus 2 MHz.
    Die Arbeitsfrequenz des gemessenen Gerätes lag bei 444,9 MHz.
    Der Empfänger FM 24/400 wurde zunächst auf der Arbeitsfrequenz des RW-2 betrieben und anschließend soweit verstimmt, bis keine Störung mehr feststellbar war.
    Dabei ergab sich als gestörter Frequenzbereich das Band 435,5 - 454,25 MHz.

    Der Grad der Beeinflussung ist abhängig von der Entfernung zw. Überflugpunkt und Empfangsantenne sowie vom Winkel..
    Bei Flügen parallel zur Richtfunkstrecke in konstanter Höhe in Richtung auf die Empfangsantenne zu war ein erstes Auftreten von Störungen in Entfernung von etwa 7 KM wahrnehmbar.
    Der Störeinfluss wurde mit kleiner werdendem Abstand rasch grösser und führte nach überfliegen des Punktes 7 zum Ausfall der Richtfunkverbindung.
    Bei einem Signal-Geräusch-Abstand von kleiner 32 dB wurden Dienstkanal und TF-Übertragung automatisch gesperrt.
    Die Ausfallzeit bei Überflug betrug durchschnittlich 50 sec. Das entspricht einer Flugstrecke von ca. 2 Km bei einer Geschwindigkeit des Flugzeuges von 150 km/h.
    Bei einem Winkel zur Empfangsantenne von grösser 20 Grad und Entfernung von grösser 2 km kommt es nicht mehr zum Ausfall der Verbindung.

    Im Steigflug der AN-2 und bei Kurvenflügen, bei denen die Hauptkeule des Antennenrichtdiagramms des RW-2 stärker zur Empfangsantenne der FM 24/400 gerichtet war- erhöhte sich der Störeinfluss.
    Diese Störungen wurden bei steilem Steigflug noch über eine Entfernung von 30 km wahrnehmbar.

    Es konnte keine Veränderung der Störbeeinflussung in Abhängigkeit von der Polarisation der FM 24/400 festgestellt werden.

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      Ermittlung des Störeinflusses der FM 24/400 auf RW-2:
    Die Richtfunkverbindung wurde mit einer Sendeleistung von 5 Watt betrieben.
    Bei Überflug der fixierten 16 Punkte wurde in allen Flughöhen entsprechend des Flugprogramms sowie bei Frequenzverstimmung der FM 24/400 der Störeinfluss auf den RW-2 subjektiv beurteilt.
    Dazu wurde der Zeigerausschlag des Anzeigeinstrumentes beobachtet.
    Während des ganzen Flugprogramms wurden nur Veränderungen des Zeigerausschlages festgestellt, die im Bereich der Anzeigengenauigkeit des Gerätes lagen.
    Zur Erhärtung dieser Beobachtung wurde das Gerät FM 24/400 wiederholt ein- und ausgeschaltet- dabei wurde eine Veränderung der Höhenanzeige festgestellt, die etwa der Veränderung beim Überfliegen von Bodenunebenheiten entsprach.
    Der Betrieb des RW-2 wird durch die Richtfunkstelle FM 24/400 nicht gestört !

    Schlussfolgerungen:
  • Es sind keine Maßnahmen zum Schutz des störungsfreien Betriebes des RW-2 erforderlich.
  • Zur Gewährleistung des störungsfreien Betriebes der FM 24/400 könnten auf Grundlage der Untersuchungen territoriale Schutzzonen für den Empfänger der FM 24/400 festgelegt werden, die bei Betrieb der FM 24/400 in dem gestörten Frewuenzbereich durch Flugzeuge, die mit RW-2 ausgerüstet sind, eingehalten werden müssten.
  • Da diese Methode in der Praxis nur schwer anwendbar ist, sollte darauf verzichtet werden.
  • Der störungsfreie Betrieb der FM 24/400 kann deshalb nur durch generelle Sperrung des Frequenzbereiches 432,6 MHz - 455,4 MHz zugunsten des RW-2 gewährleistet werden.
  • Bei Betrieb in dem Frequenzbereich 432,6 Mhz - 455,4 MHz ist in Abhängigkeit von der territorialen Flugdichte mit dem Auftreten von Störungen, die zum kurzzeitigen Ausfall der Richtfunkstrecke führen, zu rechnen.

    Konsequenzen:
    Mit dem erzielten Ergebnis wird die perspektivische Entscheidung, die Richtfunkstelle FM 24/400 nur im Frequenzbereich bis 430 MHz zu nutzen, bestätigt.

    Ein entsprechender Auswertebericht Vertrauliche Verschlussache VVS: A 413 977 des Test wurde durch Dr. Spitzner und Frau Mosshammer erarbeitet am 18. Mai 1977.





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