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- Nachrichtenbetriebsamt -

 
 
-- Troposhärenfunkverbindungen-Allgemein--
 
 
 
  „ Für die Ausbreitung von Funkwellen ist die Erdoberfläche, die Troposhäre und die Ionosphäre von besonderer Bedeutung.
In diesen Medien erfolgt die Verbreitung, Beugung, bzw. Brechnung abgestrahlter Funkwellen in Abhängigkeit ihrer Wellenlänge.
Während Raumwellen des Kurzwellenbereiches die Troposhäre durchdringen, sich in der Ionoshäre ausbreiten und von dieser zur Erde gebeugt werden, erfolgt die Wellenausbreitung des UKW-Bereiches in der Troposhäre ( außer UKW-Verbindungen zu Satelliten) ..
Die Troposhäre besteht im wesentlichen aus Stickstoff, Kohlensäure und Wasserdampf.
Hinzu kommen Staubpartikel und die zeitweilige Korpuskularbildung durch Sonneneinwirkung.

Eine ungleichmäßige Zusammensetzung führt zum inhomogenen Aufbau der Troposhäre..
Außerdem unterliegt die Troposhäre ständigen Veränderungen der meteorologischen Bedingungen, wie Änderung der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur und des Luftdruckes..
Die meteorologischen Faktoren und die Bestandteile der Troposhäre sind somit die Gesamtursache für die Inhomogenität der Troposhäre.

Die inhomogene Zusammensetzung der Troposhäre sowie die in ihr ständig herrschenden Turbulenzen sind die Ursache für das Zustandekommen von UKW-Verbindungen über den Horizont der quasioptischen Sicht..
Die auf diesem Prinzip der Wellenausbreitung beruhenden Funkverbindungen wurden somit als Troposhärenfunkverbindungen bezeichnet ( Troposhärenscatter).

In den 50ger Jahren wurden ernsthafte wissenschaftliche Anstrengungen unternommen, um der Troposhärenfunkverbindung zum Durchbruch zu verhelfen.
Erstaunlich wie alt dann doch diese Art vom Kommunikationsmittel ist.
Seit dieser Zeit gibt es eine große Anzahl von Troposhärenfunkstellen unterschiedlichster Zweckbestimmung.

Technisch unterscheiden sich Troposhärenfunkstellen von bekannten UKW-Funk oder Richtfunkstationen.
Leistungsstarke Sender ( bis mehrere KW), große Parabolspiegel mit Hohlleitern als Antennenzuleitung sowie hochempfindliche Empfänger sind die Voraussetzung für das Funktionieren von Troposhärenfunkverbindungen.
Diese technischen Lösungen erwuchsen aus der Wellenausbreitung in der Troposhäre.
Der inhomogene Aufbau der Troposhäre verursacht eine große Streuung der ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen der Troposhärenfunkstelle sowie eine starke Absorption der Energie durch Wasserdampf und Sauerstoff, besonders im Zentimeterwellenbereich.
Der Empfang solcher Signale ist oft mit großen Schwundeinbrüchen verbunden.
Schwundeinbrüche werden hervorgerufen durch die unterschiedlichen Phasenlagen der empfangenen Signale, die über unterschiedliche Wege auf der Empfangsantenne auftreffen.
Diesen Schwundeinbrüchen kann man mit den verschiedenen Diversity-Verfahren entgegenwirken, z. Bsp. der Arbeit mit zwei oder mehreren Empfangsantennen, der Übertragung der Information auf mehreren Frequenzen;
ebenso ist eine kombinierte Anwendung des Diversity-Verfahrens technisch möglich.

Troposhärenfunkverbindungen weisen gegenüber den uns bekannten Richtfunkverbindungen trotzdem große Vorteile auf.
Dazu gehören u.a.:
  • 1. Reichweite eines Intervalls von 150 km und mehr;
  • 2. Einsparung von Übertragungsstellen durch große Reichweiten;
  • 3. Mehrkanalbildung durch Einsatz von Trägerfrequenzgeräten, Wechselstromtelegrafiegeräten oder breitbandiger Ausnutzung;
  • 4. Hohe Störsicherheit und damit Gewährleistung einer hohen Informationsdurchlassfähigkeit;
  • 5. Gewährleistung standhafter Verbindungen unter Bedingungen des Nordlichtes und von Magnetstürmen



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      Auf Grund ihrer Vorteile eignen sich Troposhärenfunkverbindungen besonders für militärische Zwecke.
    Unter den schwierigen Bedingungen des modernen Gefechts sowie bei der Anwendung von Kernwaffen sind Troposhärenfunkverbindungen eine der wenigen Verbindungsarten, die eine sichere Truppenführung und Führung der Waffebsysteme garantieren.
    Durch die starke Richtcharakteristik der Abstrahlung sind Troposhärenfunkverbindungen durch den Gegner nur schwer audzuklären und zu stören.

    Nachteilig wirkt sich die mittelbare Entfaltung der Troposhärenfunkstellen auf den Gefechtsständen der Feldführung aus.
    Denn die gebildeten Kanäle müssen über Richtfunkstrecken bzw. Kabelsysteme der Nachrichtenzentrale zugeführt werden.
    Gemäß der Sicherheitsbestimmungen ist das direkte überstrahlen von Feldführungsstellen durch Troposhärenfunkverbindungen untersagt !

  • Anmerkung:
    Obige Ausführungen zu Troposhärenfunkverbindungen und Kernwaffeneinsatz bedeutet nicht, dass Troposhärenfunkverbindungen inmitten einer Kernstrahlungswolke besonders gut arbeitet.
    Vielmehr stellt die Troposhärenfunkverbindung eine gangbare Alternative bei der Führung vorrückender Truppen in Verbindung mit Kernwaffeneinsatz dar.
    Denn Richtfunkverbindungen benötigen im Abhängigkeit des Geländeschnittes gut alle 50 km einen weiteren Richtfunktrupp, der dann im Bereich des Kernwaffeneinsatzes stehen könnte und damit Gefahr des Totalausfalles dieser Richtfunktrupps läuft.
    Mit Troposhärenfunkverbindungen lassen sich Gebiete mit Kernwaffeneinsatz wegen der Reichweite von 150 km und mehr überstrahlen und der Befehlshaber hat damit sicherere Verbindungen zur vordersten Front.

    In den LSK/LV der NVA erfolgte der Einsatz von Troposhärenfunkverbindungen mit Kanalbündel von 12 bzw. 24 Fernsprechkanälen an dem Jahr 1977 mit Gerät R-410

    von der Richtfunkbetriebsstelle-1 zum Funksendeamt-2 für Reserve- Nachrichtenverbindungen zum GGS 51/51 Sprötau
    von der Richtfunkbetriebsstelle-7 zur Richtfunkbetriebsstelle-10 für Reserve-Nachrichtenverbindungen zum GGS 13/43 Parchim
    von der Richtfunkbetriebsstelle-8 zur Richtfunkbetriebsstelle-9 für Reserve-Nachrichtenverbindungen zum GS 43.FRBr Rövershagen

    Weiterhin verfügte das Nachrichtenregiment-14 über 4 mobile Trupps Troposphärenfunk R-412 für Nachrichtenverbindungen im VZ für den ZGS/ZWGS LSK/LV zu den GS der LVD bzw. zur Verbindung ZGS/ZWGS zu den Feldführungsstellen der 3. und/oder 5. Armee bzw. für Verbindungen ZGS/ZWGS zur 1. Front.





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